Donnerstag, 16. Februar 2017

Erich Kästners Umgang mit den Widrigkeiten des Lebens

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Wie gehen andere Menschen mit den Widrigkeiten des Lebens, zumal in der derzeit konzentrierten Form, um? Da gibt es sicherlich eine Reihe von Möglichkeiten.

Eine besonders sympathische Sicht habe ich in dem gemeinsamen Buch der beiden "Riesen" Dalai Lama und Desmond Tutu mit dem Titel "Das Buch der Freude" gefunden. Es steht auf meiner Wunsch- und Leseliste, aber ich habe mich noch nicht ausführlich damit beschäftigt. So bald ich mehr darüber weiß, werde ich an dieser Stelle darüber berichten!

Sehr viel weniger lebensfroh fällt hingegen meine heutige Entdeckung aus, ein Ratschlag von Erich Kästner: eher satirisch, selbstironisch und pessimistisch gegenüber den Möglichkeiten der Verbesserung der Welt. Hier das Gedicht von einem der größten Moralisten, die ich kenne! Leiste Widerstand und sei nicht wehleidig!


Erich Kästner

Warnung vor Selbstmord


Diesen Rat will ich Dir geben:
Wenn du zur Pistole greifst
und den Kopf hinhältst und kneifst,
kannst du was von mir erleben.

Weißt wohl wieder mal geläufig,
was die Professoren lehren?
Daß die Guten selten wären
und die Schweinehunde häufig?

Ist die Walze wieder dran,
daß es Arme gibt und Reiche?
Mensch, ich böte deiner Leiche
noch im Sarge Prügel an!

Laß doch deine Neuigkeiten!
Laß doch diesen alten Mist!
Daß die Welt zum Schießen ist,
wird kein Konfirmand bestreiten.

War dein Plan nicht: irgendwie
alle Menschen gut zu machen?
Morgen wirst du drüber lachen.
Aber, bessern kann man sie.

Ja, die Bösen und Beschränkten
sind die Meisten und die Stärkern.
Aber spiel nicht den Gekränkten.
Bleib am Leben, sie zu ärgern!

Quelle: Doktor Erich Kästners Lyrische Hausapotheke. Erstausgabe von 1936 im Cecilie Dressler Vlg. Hamburg. - Jetzt als dtv-Taschenbuch Nr. 11 001 in der 19. Aufl. 2003. S. 38 - 39.


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