Donnerstag, 28. Juni 2012

Lieblingszitate CLXVIII: Nein!

.
Nichts ist schwieriger zu ertragen, und nichts erfordert mehr Charakter, als sich im offenen Gegensatz zu seiner Zeit zu befinden und laut zu sagen:
Nein!

Kurt Tucholski

Bemerkenswert der Fundort für dieses Zitat! Es stand im STERN 40/2011 v. 29.9.11 in dem Artikel "Erschöpft und ausgebrannt" über Burnout-Kranke in unserem Lande. Klar, nur wer aufgrund seines Zustandes bereit ist, zu den üblichen Leistungsanforderungen unserer Gesellschaft Nein zu sagen und einen anderen Weg zu versuchen, hat eine Chance auf einen echten Neuanfang. Wahrscheinlich hat Tucholski es seinerzeit etwas politischer gemeint, aber auch sich dem üblichen Selbstausbeutungstrend zu widersetzen und andere Werte anzustreben, ist zunächst zwar ein sehr individueller Weg, der aber von zunehmend mehr Menschen gegangen wird und dadurch vielleicht auch etwas für die Allgemeinheit ändert. 

Samstag, 9. Juni 2012

Ein Mensch wird 70 - Anregungen von Eugen Roth


Meine Cousine, in diesem Jahr 70 geworden, schickte mir dieses launige Zitat von Eugen Roth, das sie im Deutschlandfunk am 8.6.2012 gehört hatte. Mir fehlen da zwar noch ein paar Jahre, aber ich kann mich bestens einfühlen und bin offen für alle wichtigen Mitteilungen, die mich auf das vorbereiten, was mir bevorsteht. Deshalb möchte ich Eugen Roth heute in meinen blog setzen. 
 

24. Januar 1965: Der Schriftsteller Eugen Roth anlässlich seines 70. Geburtstages im DLF:

Eugen Roth: 

Ein Mensch hat's nunmehr Schwarz auf Weiß,
dass er als Siebziger ein Greis.
Ihm selber scheint es wie ein Traum,
war er doch eben 60 kaum!
Zum Glück ist er so weit gesund
und hätt' drum keinen Klagegrund,
stünd's nicht seit der Antike fest:
Senectus ipsa morbus est.
Wenn andere tiefere Gedanken 
um ihre Jubeljahre ranken 
und, was besonders heute häufig, 
sich wichtig nehmen lebensläufig, 
so macht's der Mensch auch am Geburts- 
wie sonst an anderen Tagen kurz: 
Er grüßt, auch wenn er's oft nicht ist, 
die Leserschaft als Humorist. 
Sie ist's, die ihm das Beste bot, 
ihr dankt von Herzen Eugen Roth!

(Quelle: http://www.dradio.de/dlf/sendungen/sendezeichen/1773852/)

Montag, 4. Juni 2012

Arabische Revolution: Ende eines Traums?

.
Zu diesem herausragenden Thema des letzten Zeitabschnitts habe ich im Publik-Forum 4/2012 v. 24.2.2012 einen hervorragenden und ermutigen Essay des Publizisten Hamed Abded-Samad unter der obigen Überschrift gefunden.

Er stellt die dortigen Ereignisse in einen größeren Zeitrahmen und zieht weltgeschichtliche Parallelen mit anderen Revolutionen, die sich z.T. erst Jahrzehnte später zu ursprünglich angestrebten Zielsetzungen nach langen Irrwegen und Rückfällen geführt haben, wie z.B. die Französische Revolution von 1789 und die deutschen Versuche von 1848.

Bitter für die "Leute der ersten Stunde" dürfte dabei aber immer sein, dass ohne ihr Engagement und ihren Mut in manchmal lebensgefährlichen Situationen nichts in die Gänge gekommen wäre, dass sie aber nach ersten Erfolgen oft von der breiten Bevölkerungsmehrheit wieder "weggefegt" wurden bis hin zur Einfluss- oder sogar Bedeutungslosigkeit. So geschehen in den neuen Bundesländern nach 1989, als sich die Aktivisten des Umbruchs nach den ersten Wahlen nur noch in Splitterparteien wiederfanden, während die große Mehrheit den Kohlschen Versprechungen glaubte und keine eigenständigen Veränderungen wünschte. Ähnlich - wenn auch unter sonst wahrscheinlich in keiner Weise vergleichbaren Bedingungen - muss es den mutigen Menschen in Ägypten ergangen sein, die den Untergang der alten Herrschaft ertrotzt haben und sich jetzt von den Muslimbrüdern regiert sehen.

Da sind dann die Ausführungen von Hamed Abdel-Samad sehr ermutigend, aus denen ich hier zitieren möchte:

[...]

Gescheitert? Ein Jahr nach Beginn der Arabischen Revolution ist kein Land der Region da, wo es sich die Bevölkerung gewünscht hätte. [...] Und in Ägypten scheinen die Menschen eine Form der Bevormundung gegen eine andere getauscht zu haben. Dort herrschen die Islamisten über das Parlament und der Militärrat über die Ressourcen des Landes. Die Jugend der Revolution bleibt außen vor. [...]

Und dennoch ist es voreilig, von einem Scheitern der Revolution zu reden. Denn die jungen Menschen, die diese Revolution initiiert haben, sind, auch wenn sie nicht die Mehrheit der arabischen Bevölkerung ausmachen, sehr stark und aktiv. Ihnen fehlen nur die Strukturen und die politischen Erfahrungen. [...]

Selbstverständlich ist die Islamisierung in Ägypten und Nordafrika beunruhigend, nur hat sie nicht das letzte Wort. Ich sehe sie als einen Umweg auf dem Weg zur Demokratisierung. [...]

Das politische Erdbeben in Arabien hat einen innerarabischen Kampf der Kulturen zustande gebracht: zwischen Facebook und Kamel,zwischen der Demokratiebewegung und der Militärherrschaft, zwischen Liberalen und Islamisten. Dieser Kampf kann zerstörerisch, aber auch fruchtbar sein. In beiden Fällen ist er unvermeidbar. Er pflügt die versteinerte Erde und bringt alles hervor, was unter der Decke der Diktatur versteckt war: die Kreativität der jungen Menschen und den Mut der Frauen, aber auch die Krankheiten der arabischen Welt, die nun ausbrechen - Intoleranz, Gewalt, Fanatismus und die politische und wirtschaftliche Planlosigkeit.

[...] Revolutionen sind weder gut noch schlecht an sich. Sie sind keine Lösungen für die Krankheiten einer Gesellschaft, sondern Motoren der Geschichte. Sie zerstören viel und verändern viel - jenseits der Erwartungen der Revolutionäre und der Konterrevolutionäre. So bleibt das erste Jahr der Arabischen Revolution nur die Eröffnungsszene in einem langen Schauspiel. [...]


Möge er recht behalten!

Sonntag, 3. Juni 2012

Noch einmal die Griechen ...

.
Über Griechenland und die Schuldenkrise ist schon so viel geschrieben worden, auch ich habe mich schon darüber ausgelassen.

Hier aber ist noch einmal ein Artikel, der meine mittlerweile gebildete Meinung bestätigt und die neoliberalen Zumutungen für die griechische Bevölkerung als Folge der verordneten Sparmaßnahmen mit ihren sozialen Ungerechtigkeiten besonders treffend "aufs Korn" nimmt. Ich möchte ihn deshalb in Teilen zitieren, auch wenn er nicht mehr ganz aktuell ist (März 2012).

Wolfgang Kessler kommentierte unter dem Titel "Schrumpfkur für die Armen. In Griechenland müssen die kleinen Leute die faulen Kredite der Reichen zurückzahlen. Die Deutschen interessiert dies kaum" im Publik-Forum 5/2012 v. 9.3.2012 :

[...] Der Tenor ist einheitlich: Die Griechen haben jahrelang über ihre Verhältnisse gelebt, jetzt sollen sie zahlen.

Was allerdings [von Merkel und co.] gefeiert wird, sind soziale Einschnitte, die die Falschen bestrafen. [...] Diese Sparmaßnahmen treffen die Griechen überaus hart, allerdings nicht jene, die über ihre Verhältnisse gelebt haben.

Auch die meisten Griechen bestreiten nicht, dass ihre "Elite" die Schuldenkrise ihres Landes maßgeblich mit verursacht hat. Seit Jahren sind Staat und Regierung quasi im Besitz weniger reicher Familien. Zusammen mit einer dünnen Oberschicht haben sie lange Zeit die günstigen Zinsen der Europäischen Zentralbank genutzt, um mit üppigen Krediten ihr Vermögen zu mehren und Prestigeobjekte zu finanzieren. Steuern haben sie nur selten entrichtet. Viele Jahre hat sich die Europäische Union nicht darum geschert, dass ihre Kredite die Taschen der reichen Grichen füllten. Jetzt fordern die europäischen Politiker die Kredite von den Ärmeren zurück. 

Die Deutschen haben zudem lange von Griechenlands Schulden profitiert: Solange keine Schulden erlassen werden, kommen die Gläubiger in den Genuss hoher Zinsen für die griechischen Staatsanleihen. [...] Die Bundesregierung hat Griechenland immer wieder zu immensen Rüstungskäufen gedrängt - gegen den angeblichen Todfeind Türkei. [...]

So sage denn niemand, es gebe keine Alternativen zu dem gegenwärtigen Sparprogramm für Griechenland. Die Steuern bei Vermögenden und Besserverdienenden konsequent eintreiben, deren Kapitalflucht mit Kontrollen verhindern und den Rüstungshaushalt scharf beschränken - das würde dem hoch verschuldeten Griechenland mehr bringen als alle Sparmaßnahmen. [...]

Doch statt die "griechische Elite" in die Pflicht zu nehmen, halten Angela Merkel und Nicolas Sarkozy an ihrer Schrumpfkur für die ärmeren Griechen fest. [...]

Nun ja, in Frankreich hat ein beachtlicher Wechsel an der Spitze stattgefunden. Ob daraus Veränderungen in der Griechenland-Strategie resultieren werden, bleibt noch abzuwarten. Vernünftig wärs ja ...

Samstag, 2. Juni 2012

Lieblingszitate CLXVII: Auf der Suche nach dem eigenen Weg

.
Das folgende schöne Zitat fand ich als "Schlussstein" im Publik-Forum v. 23.3.2012 (Nr. 6/2012):


Du willst deinen Weg 
finden?
Verlasse deinen Weg!


Johannes Cassianus (360 - 435)