Montag, 3. Januar 2011

Spielregeln für die Menschheit: Das Projekt "Weltethos"

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Ich möchte das in meinem letzten blog zuletzt erwähnte Thema wieder aufgreifen:

Mich hat schon immer die Frage fasziniert, nach welchen "Spielregeln" ein Zusammenleben aller Menschen auf diesem Planeten besonders gut funktionieren könnte. Alle "Heilslehren", die dies bisher der Menschheit bringen wollten, sind daran gescheitert, dass sie andere bereits existierende Lehren ersetzen wollten und deshalb auf großen Widerstand stießen. Oder dass Fanatiker und Machtlüsterne sich ihrer bemächtigten und sie "umfunktionierten" und damit gegen das Gebot von Freiheit im Denken und im Lebensvollzug verstießen. So geschehen mit den Idealen der Französischen Revolution durch ihre eifrigsten "Verfechter"!

Was könnte dagegen Abhilfe leisten? Auf der religiösen Ebene gibt es bereits das große Projekt "Weltethos", initiiert von dem katholischen Theologen Hans Küng. Er ruft die großen Religionen auf, in einen Dialog zu treten und sich auf ihre ethischen Gemeinsamkeiten zu besinnen, die die Grundlage für ein friedliches Zusammenleben der Menschheit bilden könnten.

Ein großartiges Ansinnen! Mir ist es allerdings noch etwas zu theologisch, und ich würde es gern um alle anderen ethischen Grundsätze erweitern, die im Laufe der Kulturgeschichte der Menschheit von ihren Vordenkern in einem Diskurs in Jahrhunderten und Jahrtausenden entwickelt worden sind. Um die Erde auch zukünftig zu einer (ohnehin sehr gefährdeten) Heimat der Menschheit zu machen, ist es mehr als notwendig, dass alle Gutwilligen zusammenstehen und ihre Kräfte bündeln, egal aus welchem weltanschaulichen Lager sie anfangs aufgebrochen sind. Die Religiösen haben es dabei allerdings etwas leichter als die Atheisten, denn sie können hoffen, dass ihre Überzeugungen in irgendeiner Form eine göttliche Verankerung außerhalb ihrer selbst haben. Die Atheisten hingegen können sich nur auf den bisherigen Diskurs der Menschheit beziehen. Ihre Werte sind also eine menschlich-kulturelle Schöpfung, für die sie ganz allein die Verantwortung übernehmen müssen. Vielleicht fällt ihnen aber dadurch die Toleranz gegenüber Varianten im Denken etwas leichter als einem Gläubigen die Toleranz gegenüber fremden Dogmen...

Um das Projekt "Weltethos" noch etwas konkreter darzustellen, füge ich einige Erläuterungen an, die ich "Wikipedia (de)" entnommen habe:

1993 trafen sich in Chicago Vertreter vieler Religionen, die eine "Erklärung zum Weltethos" verabschiedeten. Sie formulierten folgende Leitsätze:

  • "Verpflichtung auf eine Kultur der Gewaltlosigkeit und der Ehrfurcht vor allem Leben,
  • Verpflichtung auf eine Kultur der Solidarität und eine gerechte Wirtschaftsordnung,
  • Verpflichtung auf eine Kultur der Toleranz und ein Leben in Wahrhaftigkeit,
  • Verpflichtung auf eine Kultur der Gleichberechtigung und die Partnerschaft von Mann und Frau."
Die Grundforderung lautet: "Jeder Mensch muss menschlich behandelt werden!" Außerdem erkennen alle die "Goldene Regel" an. (Im Sinne von: "Was du nicht willst, das man dir tu', das füg auch keinem anderen zu".)

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