Donnerstag, 27. August 2009

Urlaubs-Kaleidoskop 2009

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An den ersten Tagen unseres diesjährigen Usedom-Urlaubs habe ich mehr oder wenige launige Notizen von meinen Reiseeindrücken gemacht. Das beste davon möchte ich heute in meinen blog setzen.



Zwar bin ich jetzt unterwegs, getrennt von meinem heimischen Computer und meinen täglichen Schreibmöglichkeiten, um originelle oder auch weniger originelle Anmerkungen zur Weltgeschichte zu machen, aber ganz ohne diese Möglichkeit fühle ich mich kaum noch wohl, Entzugserscheinungen!


Deshalb will ich von unserer diesjährigen Reise an die Ostsee (Bansin auf der Insel Usedom) erst einmal auf Papier Begebenheiten notieren, die mir nachdenkens- und mitteilungswert erscheinen und sie später im blog veröffentlichen.


Wieder nach Usedom, wie schon so oft in den Vorjahren! Wird das nicht langweilig? Abgesehen von den Vorteilen, die diese Insel mit ihrer Infrastruktur gerade für einen eher geruhsamen, weil berechenbaren und dennoch abwechslungsreichen Urlaub mit einem kleineren Kind bietet, habe ich jetzt schon fast heimatliche Gefühle, wenn wir nach dem üblichen Stau hinter Anklam über die Peene - Brücke nach Usedom hinüberfahren. Hier finde ich mich mittlerweile auch ohne Landkarte zurecht; so etwas mag ich, anderen ist das vielleicht langweilig. Dafür staune ich immer wieder, wenn wir durch die hohen Laubwälder fahren, dass wir dennoch so nahe an der Ostsee sind. Es ist einfach sehr schön und vielfältig hier!


Allerdings wird die Insel in diesem Jahr von mehreren Plagen heimgesucht. Die eine ist die schreckliche Blechlawine, die sich über die Straßen – speziell bei schlechtem Wetter ohne Bademöglichkeiten – wälzt und zeigt, dass trotz Wirtschaftskrise sich viele Deutsche doch noch eine Reise leisten können. Das andere ist eine Marienkäfer-Plage, die z. Zt. die Küste heimsucht, fast wie eine der alten biblischen Plagen in Ägypten. Bisher fand ich diese Tierchen „niedlich“, freute mich, wenn einmal ein Käferchen mir den Arm entlang lief. Hier haben sie sich aber ungeheuerlich in diesem Jahr vermehrt und belästigen die Leute in den Strandcafés. Da sie ihre üblichen Futtertiere, Blattläuse, längst aufgefressen haben und hungrig sind, zwicken sie jetzt auch die Menschen.


Überhaupt wird vieles extremer: zeitweilig die Horden von Mücken, die uns in Frankfurt/Oder an den Wiesen am Fluss vor einer Woche stachen, jetzt die bislang harmlosen Marienkäfer; in Fürstenwalde tobten in den letzten Tagen vor unserer Reise Unwetter mit einem plötzlichen Geprassel, das ohne jede bemerkbare Vorankündigung von einer Sekunde auf die andere auf unser Glasdach hämmerte. Alles scheint intensiver zu werden, die Natur wirkt wie entfesselt. Ist das alles nur eine Medienwirkung und früher auch schon so gewesen, nur dass ich es nicht bemerkt habe? Oder sind es die Vorboten der angekündigten Klimaveränderungen und ihrer möglichen katastrophalen „Beimischungen“? Dazu kommt noch, dass die Zeitungen voll von der „Schweinegrippe“ sind. - Trotzdem ist es schön auf Usedom!!

(26. 7. 2009)



Quads, anderer Krach und unkonventionelle Torten


Heute haben wir eine kleine Wanderung unternommen, hin zu einem eigenwillig geführten Café-Familienbetrieb im Wald, der schon zu DDR-Zeiten für seine Torten berühmt war. Lecker! Aber der Betrieb will nicht wachsen, telefonische Reservierungen gibt es nicht, dieTorten werden nicht außer Haus verkauft und es werden auch nur so viele Plätze bedient, wie der Enkel des Betriebsgründers allein bedienen kann. Diese bedient er aber – trotz hohem Arbeitseinsatz – gut gelaunt, schnell und souverän. Allerdings schließt das Lokal wieder nach vier Stunden … Offenbar nährt es seine Familie; andere allerdings würden sicherlich versuchen, „alles mitzunehmen, was mitzunehmen ist“, und da gäbe es sicherlich einiges, denn die Leute stehen zeitweilig Schlange und warten auf freie Plätze. Ein Unikum!


Weniger erfreulich fand ich allerdings den Weg dorthin, garniert mit vielen Autos auf engen Straßen. Auch Radfahrer können manchmal eine Plage sein, wenn Waldwege von ihnen überquellen. Dass dann aber auf diesen Waldwegen auch noch Quads und sogar Autos fahren müssen, finde ich eine gelinde Zumutung, die Fahrer hingegen schienen es zu genießen.


Das Geknatter der Quads finde ich besonders nervig, ganz im Gegensatz zu ihren Fahrern, die beim Fahren offenbar eher ein Gefühl von Freiheit und Abenteuer haben. Nur um was für eine Freiheit handelt es sich dabei?? Je älter ich werde, desto mehr stören mich Lärm und Abgase. Dabei werde ich für meine Mitmenschen allerdings selber zu einer „Lärmquelle“. Durch meine zunehmende Schwerhörigkeit spreche ich offenbar immer lauter und störe damit andere Zeitgenossen. Meine arme Frau beschwert sich häufiger, heute ebenso eine Frau in einer Ausstellung, als ich meinem Sohn etwas vorlas.


Dass allerdings jemand zu einem lauschigen Badeplatz an einem Waldweg mit dem Auto vorfährt, kann ich überhaupt nicht mehr nachvollziehen. Die nicht mehr ganz junge Frau, die ausstieg, strahlte uns freudig an, so gut gefiel ihr diese Stelle. Meine Frau stieß mich an, und so verkniff ich mir einschlägige Kommentare und ließ der Autofahrerin ihre Freude …

(28. 7. 2009)



An der Grenze zu Polen: Swínoujscie


Welche Veränderungen haben sich hier in den vergangenen Jahren ergeben! Völlig unerwartet für uns fuhren alle Autos nicht mehr nur bis zur Grenze, sondern einfach weiter ins Nachbarland. Von der Verlängerung der Bäderbahn-Strecke hatten wir erfahren – das aber traf uns unvorbereitet. Hieß es nicht viele Jahre lang, auf deutscher und polnischer Seite würde dann der Autoverkehr völlig zusammenbrechen!? Und jetzt das! Offensichtlich funktioniert es.


Vor zwei/drei Jahren erlebten wir noch am Strand Absperrungen, von martialisch aussehenden Grenzern, mit Hunden „bewaffnet“, bewacht. In diesem Jahr waren wir nicht dort am Strand. Aber wahrscheinlich kann man da jetzt auch einfach am Meeressaum vorbeischlendern. Schön! Das ist ein Zugewinn an Freiheit und eine Angleichung der Verhältnisse zum übrigen Europa, ein sehr erfreulicher Vorgang.


Irgendwo ist aber auch ein Verlust: alles ist jetzt so leicht zu erhalten, kein Eintauchen mehr in eine irgendwie auch fremde Welt. Die Grenz-Basare verlieren mit ihren stärker angeglichenen Preisen manche Attraktion, auch die Waren gleichen sich an. Kaum noch „Schnäppchen“, die Polen haben verständlicherweise auch nichts zu verschenken … Aber dadurch wird’s auch langweiliger beim Schlendern durch den Basar.


Weniger erfreulich: Die Kontrollen in Polen scheinen viel lascher oder die Gesetze liberaler als bei uns zu sein, denn ich sehe große Stände mit offensichtlich rechtsradikalen Klamotten-Marken und einen Händler, der offen Gewehre und noch größere Kaliber anbietet, abstoßend.

(31. 7. 2009)



Wie es hier so läuft, Muße in den Ferien


Die Tage kommen und gehen, meist sonnig, selten mit Regen. Alles hat seinen kleinen Rahmen, einen eher beschaulichen Ablauf.


Das ist erholsam.


Jeder Tag lässt etwas hier. Aber keiner kommt wieder.


War ich als Kind noch überzeugt, dass die Tage wie aus einem Füllhorn quellen und praktisch unbegrenzt zur Verfügung stehen, sehe ich jetzt zunehmend, dass jeder Tag, der geht, einer weniger in der Reihe derjenigen ist, die mir insgesamt zur Verfügung stehen.


Also ist jeder Tag kostbar!


Ein nicht wirklich gelebter Tag ist deshalb wie tot, lässt nur etwas wie eine bleierne Erinnerung zurück. Fast eine Versündigung gegen das Leben!


Die Tage hier haben aber etwas Heiteres, Leichtes für mich, da gelingt manches, was zu Hause mühevoller wäre: kleine Texte schreiben, auch kompliziertere Artikel lesen, meinen Lieben Grüße schicken …

(7. 8. 2009)



Die Zeit ist leider vorbei, zu weiteren Notizen bin ich dann nicht mehr gekommen. Mal sehen, ob ich mir von dem eher lockeren Lebensstil in den Ferien etwas in den kommenden Alltag retten kann …

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