Dienstag, 10. April 2018

Jetzt bin ich 71

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71, das ist schon im Rückblick eine stattliche Zahl, in einer Dimension, die für mich lange in fernster  Ferne zu sein schien, und jetzt ist sie Realität!

Lasse ich alles Private beiseite, ist es allerdings eine Realität, die ich in meinen schlimmsten Träumen noch vor wenigen Jahren nicht erwartet hätte, nach all der Aufbruchstimmung in den Jahren um 1990 herum.

Um zu meinen Überzeugungen wirklich zu stehen, habe ich mich 2004 dazu entschlossen, auch damals immerhin schon  in fortgeschrittenem Alter, attac und Amnesty International zu unterstützen und diesen Gruppen beizutreten, später folgte auch noch Greenpeace, das Triumvirat vollendend!

Was ist von dieser Aufbruchstimmung geblieben? Es ist, als hätte sich die Welt rückwärts gedreht. Hoffnungen von  damals sind ferner gerückt denn je, unerträgliche Spannungen und Belastungen sind hinzugekommen, auch "Krieg" ist nicht mehr ein undenkbares Ereignis, nachdem ich das ungeheure Glück hatte, von meiner Geburt an 71 Jahre in Frieden zu leben. Wann hat es das schon einmal in Mitteleuropa gegeben?

Um es noch deutlicher zu machen: Grundforderungen  von attac wie die Finanztransaktionssteuer und die Bürgerversicherung sind heute utopischer als vor 14 Jahren bei meinem Eintritt. Bei all den Despoten rings um uns herum mit ihren immer autoritäreren Regimes und den Heerscharen von Menschen, die sie dennoch - oder gerade deswegen ? - wählen, ist die Arbeit von Amnesty International nötiger und umfassender als je zuvor, die Gegenwehr gegen Plünderung und Drangsalierung unseres Planeten als Tätigkeitsfeld von Greenpeace ebenso.

Von diesen "Fortschritten der Menschheit" her könnte ich mich resignativ zurücklehnen und mich auf mein Alter zurückziehen. Manchmal möchte ich das auch am liebsten. Resignation hilft aber immer nur den Mächtigen und Ewig-Gestrigen und damit allen Kräften, denen ich mich bisher verweigert und  entgegengestemmt hatte.

Denn ich sehe nur zwei Alternativen: Die Lithographie von A. Paul Weber "Der letzte Privatier", der sein ummauertes Gärtchen als Idylle pflegt, um das herum der III. Weltkrieg tobt, oder Erich Kästner, der in seinem Leben weitaus größere (Lebens-)Gefahren zu überstehen hatte, der in seinem Gedicht "Warnung vor Selbstschüssen" folgende Ratschläge erteilt.

[...]
War Dein Plan nicht: irgendwie
alle Menschen gut zu machen?
Morgen wirst Du drüber lachen.
Aber, bessern kann man sie.

Ja, die Bösen und Beschränkten
sind die Meisten und die Stärkern.
Aber spiel nicht den Gekränkten.
Bleib am Leben, sie zu ärgern!

Dann gibt es allerdings noch die Milde des Dalai Lama, eine vorbildliche Haltung, weil sie mehr
Frieden schafft. Ein schönes Vorbild! Aber das überfordert mich, zumindestens z.Zt., noch ...







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