Donnerstag, 1. September 2011

Verschiedene Notizzettel, vor dem Papierkorb bewahrt


.

Ich habe meine Notizen aufgeräumt und dabei einige Zettel gefunden, auf denen zwar wenig steht, die ich aber dennoch nicht einfach so wegwerfen wollte. Ich möchte (bzw. kann) aus ihren Inhalten keine großen Ausarbeitungen machen, in ihnen steckt aber doch ein kluger und aufhebenswerter Kern. Meine Leser mögen selbst urteilen:

Nachruhm

Vielleicht ist es nur eine späte Genugtuung, jedenfalls eine Gerechtigkeit der Geschichte! Wer erinnert sich noch an die Namen irgendwelcher Fürsten, Bischöfe oder Päpste, die in ihrem Leben besonders durch ihre Machtausübung und ihren Prunk glänzten! Aber sie haben oft eine wirklich kluge Tat vollbracht, nämlich einen hervorragenden Künstler mit der Anfertigung einer Auftragsarbeit beschäftigt. Den Namen des Bischofs, der Mozart in Salzburg knechtete, habe ich längst vergessen, seine Musik aber ist für mich ein Ohrwurm! Und Mozart ist kein Einzelfall! Bei herausragenden Portraits berühmter Maler dürfte es sich ebenso verhalten, ich denke da spontan an Goya und seinen spanischen König, über dessen Intelligenz man geteilter Meinung sein kann …

Geld macht süchtig

Wer wollte das bestreiten, wenn man sieht, mit welchem Fanatismus Reiche damit beschäftigt sind, ihren Reichtum noch zu vermehren, obwohl sie nicht einmal einen Bruchteil davon zu Lebzeiten aufessen könnten … Ich weiß nicht, wo ich diese einfache Wahrheit aufgeschnappt habe. In die Literatur über suchterzeugende Stoffe ist sie nach meinem Wissen noch nicht aufgenommen, aber sicherlich hat schon ein anderer kluger Kopf vor mir diese nahe liegende Formulierung in die Welt gesetzt.

Bedarfe

Ich glaube, dass ich über dieses Thema schon einmal im Rahmen meiner „Dinosauria“ etwas geschrieben habe. Ein in meinen Ohren hässliches Wort, das aber in der Sozialarbeit und unter Planern offenbar gang und gebe ist. Ich habe es zum ersten Mal bewusst im Sozialausschuss meiner Heimatgemeinde gehört, als ein Vertreter eines freien Trägers oder der zugeordnete Referent der Verwaltung etwas von zukünftigen Diensten und ihrer finanziellen und personellen Ausstattung referierte, die an den Bedürfnissen der betroffenen Menschen orientiert sein sollten. „Bedürfnisse“ ja! Das ist eine menschliche Eigenschaft. „Bedarfe“ hingegen entstammen hingegen für mich einer Kunstsprache, in der die betroffenen Menschen in eine Behördensprache verdinglicht werden, so etwa wie ein menschliches abstraktes Kondensat. Vielleicht würde ich dieses Wort selbstverständlich finden, hätte ich in den letzten Jahren Sozialarbeit studiert. Bei meiner Herkunft aus der Psychologie her finde ich es eben einfach nur hässlich (und durch „Bedürfnisse“ und „Bedürfnisstrukturen“ oder ähnliche Wortkonstruktionen leicht ersetzlich.) Letztendlich ist es nichts anderes als ein weiterer Beleg für die Folgen der Ökonomisierung sozialer Arbeit/Tätigkeiten.

„Maskensprache“

Ich war ganz stolz, als ich diesen Begriff entwickelt hatte, aber wohl schon etwas müde, denn jetzt fehlen mir die Beispiele, die ich damals im Kopf hatte. Gemeint aber ist damit: In der Verwaltung (auch hier war wieder der schon einmal zitierte Ausschuss der Ort meines Aha-Erlebnisses) und in der Politik wird oft mit Wort“hülsen“ herumgeworfen, die alles Mögliche bedeuten können, kaum aber das, was sie als Wortlaut direkt „transportieren“. Das ist wie früher im venezianischen Karneval, als alle Leute die denkwürdigsten Masken trugen und ihr Alltagsgesicht dahinter verbargen. Die Wirklichkeit dahinter war dann vielleicht desillusionierend. Wenn mir wieder ein Beispiel für diese Kategorie einfallen sollte, werde ich sie später ergänzen. (Das Einzige, was mir jetzt in den Sinn kommt, ist der heutige Missbrauch des Begriffs „Reform“, der in seinen guten früheren Zeiten einmal eine Verbesserung der Lebensbedingungen der betroffenen Menschen beinhaltete, heute aber fast immer das Abspecken bisheriger sozialer Leistungen meint.)

Keine Kommentare: