Dienstag, 14. Februar 2012

Lieblingszitate CLXVI: Bonmot von Robert Gernhardt

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Dieses Bonmot hat auf denkwürdige Weise seinen ungewöhnlichen Weg in meinen Blog gefunden, da kann es deshalb stehen, auch wenn es vielleicht sonst nicht ganz in den aktuellen Kontext passt. Ich habe es nämlich in einem Schachbuch (!!!) gefunden. Schach, eine alte Leidenschaft aus meiner Kindheit, die mich immer wieder packt, wenn ich etwas darüber lesen oder Partien nachspielen kann. Und Schach ist mit viel Geist verbunden und es gibt sehr geistvolle Schachbücher! In diesem Fall "Todesküsse am Brett" von Martin Breutigam, in dem der Autor reizvolle Partiesituationen in kleine Essays einkleidet, die er manchmal mit Zitaten würzt.

Hier also Robert Gernhardt via "Todesküsse ...":

Der Künstler geht auf dünnem Eis.
Erschafft er Kunst?
Baut er nur Scheiß?

Respektlos und frech! Und doch mir aus der Seele gesprochen, dass es nicht automatisch Banausentum ist, wenn ich mit mancher modernen Musik und anderen Kunstwerken nicht immer etwas anfangen kann. Ob es an mir (wahrscheinlich) oder vielleicht aber auch an dem Künstler liegt, kann man ja voraussichtlich erst nach Jahrzehnten stichhaltig feststellen, je nachdem, ob das Kunstwerk dann in den "Kanon" anerkannter Kunstwerke aufgenommen wurde oder aber in Vergessenheit geraten ist. Da ich das wohl nicht mehr erleben werde, tröste ich mich mit Robert Gernhardt, der hier in der Nachfolge von Wilhelm Busch selbstkritische Wahrheiten verkündet.

(Genaue Quellenangabe: Martin Breutigam: Todesküsse am Brett. 140 Rätsel und Geschichten der Schachgenies von heute. - Göttingen: Vlg. Die Werkstatt 2010. Zitat Gernhardt auf S. 134.)

Sonntag, 12. Februar 2012

"Wutbürger" - Einschätzung von Andreas Dresen

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"Wutbürger" - ein Modewort des letzten oder der letzten Jahre.

Eine bemerkenswerte Einschätzung dieses Phänomens fand ich in der letzten Ausgabe des Publik-Forums 3/12 v. 10.2.2012, unter der Rubrik "Personen und Konflikte". Ich zitiere:

Andreas Dresen, Filmregisseur, wertet das Phänomen der "Wutbürger" als Ausdruck von wachsendem Egoismus. Deren Haltung grenze manchmal ans Absurde: "Der Strom kommt bei mir aus der Steckdose, aber ich will kein Kernkraftwerk und kein Windrad vor meinem Haus", beschrieb er die Einstellung.

Lieblingszitate CLXV: Seid unbequem! - Günter Eich

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Kommentar überflüssig! Dieses Gedicht fand ich abgedruckt im Jubiläumsheft "40 Jahre Publik-Forum", Beilage zu 3/12 v. 10.2.2012.


Wacht auf, denn eure Träume sind schlecht

Nein, schlaft nicht, während die Ordner der
Welt geschäftig sind!
Seid misstrauisch gegen ihre Macht, die sie
vorgeben für
euch erwerben zu müssen.
Wacht darüber, dass eure Herzen nicht leer
sind, wenn mit
der Leere eurer Herzen gerechnet wird!
Tut das Unnütze, singt die Lieder, die man
aus eurem Mund nicht erwartet!
Seid unbequem, seid Sand, nicht das Öl im
Getriebe der Welt!

Günter Eich

Das Kapital der Eliten

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Am 22.Januar veröffentlichte ich hier auf meinem Blog einen Leserbrief an den SPIEGEL "Wer herrscht wirklich über die Welt", in dem ich die vorherrschende Medien-Strategie anprangerte, zwar von der verantwortungslosen Über-Verschuldung von Staaten zu sprechen, den "auf der anderen Seite der Medaille" aber angehäuften Reichtum der Gläubiger zu verschweigen. Griechenland lässt grüßen! Dort werden die kleinen Leute ausgequetscht und verarmen, die Wirtschaft kollabiert, aber der Reichtum der Vermögenden und Krisengewinnler wird nicht angetastet und zur Finanzierung einer Sanierung des Gemeinwesens genutzt.

Wie schön, gleichgesinnte Gedanken zu entdecken! Hier in einem Leserbrief an das Publik-Forum 3/12 v. 10.2.2012, in dem Manfred Pietschmann daran erinnert, wie im kapitalistischsten aller kapitalistischen Ländern, den USA, Präsident F.D.Roosevelt im "New Deal" sein Land dadurch wieder stabilisierte und aus der Weltwirtschaftskrise herausführte, in dem er die Besitzenden zur Finanzierung seiner Reformen heranzog. Ich zitiere:


Das Kapital der Eliten
[...]

Seit der ersten Weltwirtschaftskrise sind die Instrumente bekannt, die man einsetzten sollte, um wieder in geordnete Bahnen zurückzukehren: Investitionen mit dem Kapital der Geldeliten! Die Brüningsche Notverordnung nach der ersten Weltwirtschaftskrise 1929 lässt grüßen: Auch damals verarmten große Teile der Bevölkerung. Das führte, wie wir alle wissen, in die Hände von Nazi-Hitler. Der Präsident der USA dagegen hat sich damals das notwendige Kapital von den Geldeliten geholt. Mit sehr hohen Spitzensteuer- und Erbschaftssteuersätzen wurde eine staatliche Beschäftigungspolitik, ein Neuaufbau der Infrastruktur und der sozialen Netze finanziert. Ein ungeheurer Aufschwung war die Folge. Kein Programm auf Pump, sondern Geld von den Besitzenden. Die jetzige Sparpolitik auf dem Rücken der kleinen Leute wird ins Verderben führen, sie ist falsch und ökonomisch unverantwortlich. Jetzt müssen die Geldeliten ran, denn Armut der Massen wird Europa zerstören und die EU wird zerbrechen.

Mögen sich diese prophetischen Worte möglichst nicht verwirklichen !!!

Ganz ähnlich positioniert sich z.Zt. attac! Der Leitartikel des Rundbriefs 01/12 ist überschrieben mit "Große Vermögen beschneiden. Öffentliche Daseinsvorsorge sichern". Werner Rätz aus dem Attac-Rat schreibt dazu u.a.:

Seit etwa vierzig Jahren kreist die kapitalistische Krise um ein einziges Problem. Es ist offensichtlich mit Händen zu greifen und doch scheint es kaum jemand zu begreifen. Die Frage heißt: Wohin mit dem vielen Geld der großen VermögensbesitzerInnen? Spätestens in der ersten Hälfte der 1970er Jahre war das so viel geworden, dass es zunehmend schwieriger wurde, Anlagemöglichkeiten mit zufriedenstellenden Renditen zu finden.

Seitdem dreht Regierungspolitik in aller Welt sich nur noch darum, die Profite der Investoren zu garantieren. Statt das Problem zu lösen, wird es auf diese Weise stetig verschärft. Immer weitere Teile des gesellschaftlichen Reichtums werden in Kapital, immer mehr Produktivkapital wird in Finanzinvestitionen umgewandelt. Ganze Lebensbereiche, die einmal der Versorgung der Menschen mit lebensnotwendigen Gütern und Dienstleistungen dienten, wie etwa das Gesundheitswesen, werden in Märkte verwandelt.

[...]

Dabei wären die notwendigen Schritte klar und einfach: Die großen Vermögen müssen radikal beschnitten, die öffentlichen Schulden gestrichen, das Geld muss in die Daseinsvorsorge gesteckt werden. Vor diesen scheinbar radikalen Schritten schrecken leider auch noch viele Menschen zurück, die tatsächlich unter der Krisenpolitik von Merkel und Co. leiden. [...]

Recht haben beide zitierten Verfasser! Es steht uns einiges bevor ...

Lieblingszitate CLXIV: Vom Wert des Papierkorbs

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Frisch entdeckt und in meinen Blog gestellt: Launige Worte von Kurt Tucholsky - hilfreich gegen alle Formen von Überflutung mit Müll jeglicher Art!


Die Basis einer
gesunden Ordnung ist
ein großer Papierkorb.

Kurt Tucholsky


gefunden als "Schlussstein" im Publik-Forum 3/12 v. 10.2.2012.

Donnerstag, 2. Februar 2012

Mein Motto für den Monat Februar 2012: Unsere kostbare Lebenszeit

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Lange habe ich keinen "Erich Kästner" mehr in meinen blog gestellt. Das ist bei seinen treffenden und dabei knappen Aussagen ein echtes Versäumnis. Ich bessere mich!



Mord und Totschlag

Denkt ans fünfte Gebot:
Schlagt eure Zeit nicht tot!


ERICH KÄSTNER


Zitiert nach: Erich Kästner: Kurz und bündig. Epigramme. 7. Aufl. – München: Deutscher Taschenbuch Vlg. 2004. (= dtv 11013). S. 26.

[In meiner Sammlung seit dem 30.12.1980.]