Dienstag, 31. März 2009

Mein Motto für den Monat April 2009

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Angesichts der großen anstehenden Veränderungen in unserer Gesellschaft und der immer noch nur sehr rudimentär entwickelten Bereitschaft der meisten Bürger, insbesondere der jungen Generation, sich politisch und sozial zu engagieren und nicht nur den Kopf in den Sand zu stecken, finde ich das folgende Zitat aus meiner „Sammlung“ sehr passend:



Wir sind verantwortlich

für das, was wir tun,

aber auch für das,

was wir nicht tun.


VOLTAIRE



Gefunden in: Bürgerfibel. Hrsg. v. Presse- und Informationsamt der Bundesregierung. 3. überarb. Aufl. 1981.

[in meiner Sammlung seit Januar 1982, deshalb habe ich keine genaueren Quellenangaben]

Sonntag, 29. März 2009

Vier Leben

Stolpersteine



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Am 9.3.2009 veröffentlichte die Märkische Oderzeitung in Fürstenwalde, meiner Heimatstadt, den folgenden Leserbrief von mir zu diesem Film:


Am 10.2.2009 zeigte das Filmtheater Union in Kooperation mit der AG "Stolpersteine" den eindrucksvollen Dokumentarfilm von Dörte Franke über den Künstler Günter Demnig und die von ihm ins Leben gerufene und tätig betriebene Aktion "Stolperstein". Über 15.000 Steine zum Gedenken an Nazi-Opfer in Deutschland und Europa hat er bisher in den Straßen vieler Orte verlegt. Davon 16 im Stadtgebiet Fürstenwaldes und 9 in den Samariteranstalten, wie die Initiatorin der hiesigen Gruppe im anschließenden Gespräch erläuterte. Damit ist es ein wichtiger Beitrag zur Aufarbeitung unseres geschichtlichen Erbes vor Ort.


An einen großen Empfang mit Festvorträgen und Büfett anlässlich einer der Verlegungen kann ich mich gut erinnern. Das war`s dann wohl auch … Im Kino saß nur ein winziges Häuflein von Interessenten. Fast beschämend, denn auch die „Stolpersteine“ bedürfen einer gewissen Pflege.



Mich hat jedenfalls der Film beeindruckt, dem ich im Gegensatz zur hiesigen Vorführung anderswo ein reges Publikum wünsche.


Zur Unterstützung deshalb noch die folgenden Informationsquellen:

- www.stolpersteine.com und

- http://de.wikipedia.org/wiki/ Stolpersteine .


In den letzten Wochen hat mein achtjähriger Sohn Paul Jakob sein Interesse an der Geschichte Fürstenwaldes entdeckt. Es gibt hier wunderbare Hinweistafeln auf historische Gebäude und Orte, die wir auf unseren Spaziergängen erkunden und fotografieren. Seinem aufmerksamen Blick entgeht auch keiner der „Stolpersteine“. Natürlich hat er mich nach ihrer Bedeutung gefragt. Das angemessen zu erklären, finde ich eine schwere Aufgabe, denn er ist ein sehr mitfühlendes Kind und hat beim ersten Mal geweint, als ich ihm erzählte, dass „die Nazis diese Menschen weggeschafft haben“. Habe ich ihn überfordert? Oder zeigt er uns eine Reaktion, die wir Erwachsenen uns nicht mehr trauen, lieber verdrängen oder gar nicht mehr empfinden, weil alles doch schon so lange her ist und damit so weit weg von uns?

Freitag, 27. März 2009

Andrew Sullivan: Warum ich blogge

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Wie bereits in meinem Blog vom 25.3.09 angekündigt, möchte ich heute den Essay von Andrew Sullivan über das Bloggen ausführlicher vorstellen. Es handelt sich dabei um den Text


Andrew Sullivan: Warum ich blogge. – In: Merkur. Deutsche Zeitschrift für europäisches Denken. 63. Jahrgang. Heft 2. Februar 2009. S. 103 – 114.


Sullivan bloggt seit 2000 und dürfte damit einer der Pioniere dieser Mitteilungsform sein. Er tut es intensiv mit „ein paar hundert Blog-Beiträgen“ pro Woche (S. 113).


Ein Blog ist für ihn „ein Logbuch mit Gedanken und Aufzeichnungen, das öffentlich ins World Wide Web […] gestellt wird.“ Es handele sich um eine „Form des sofortigen und globalen Selbstverlags“ ohne geplantes ausführliches Redigieren aber mit der Besonderheit, sich durch Links mit allen möglichen anderen Quellen verknüpfen zu lassen. (S. 103)


Als Vorläufer und Verwandte beschreibt er Logbücher von Schiffen wegen ihrer ständigen Protokollierung von Ereignissen und individuelle Tagebücher. Aber im Gegensatz dazu sei ein Blog immer öffentlich, geschehe im „Jetzt“ mit heute als Abgabetermin.


Sullivan erlebte das Bloggen als revolutionäre Befreiung aus den Zwängen/Abhängigkeiten, denen sonst Journalisten/Autoren gegenüber Verlagen, Redakteuren und Veröffentlichungsmodalitäten unterliegen. Diesem Gewinn an Freiheit stünde aber eine „brutale“ Schutzlosigkeit gegenüber den Nutzern entgegen, die durch emails den Blogger „drangsalieren“ könnten. (S. 106 und 107) Ein Blogger könne sie nicht ignorieren, sondern müsse aufgrund solcher Rückmeldungen zur Selbstkorrektur bereit sein, wolle er nicht seine Leserschaft einbüßen.


Durch die Rahmenbedingungen der Entstehung im Augenblick sei ein blog eher oberflächlich, aber das sei nur die eine Seite der Medaille: Durch die Möglichkeit der Verlinkung mit allen mögliche anderen Texten/Quellen/Beweismitteln eröffne er völlig neue Möglichkeiten einer großen Tiefe.


Dann holt Sullivan weit aus und zeigt, dass es in der Geistesgeschichte schon immer Autoren gab, deren Absicht es weniger war, die fertige Lösung von Gedanken/Überlegungen zu präsentieren, sondern die allmähliche, eher mäanderartige Entwicklung über verschiedene Stadien/Versionen/Auflagen ihres Werkes vorzustellen und dadurch die Leser an diesem Gedankenprozess teilhaben zu lassen. Er nennt hier PASCAL, MONTAIGNE und KARL KRAUS. (S. 108 – 109)


Ein Blog hänge sehr von der Persönlichkeit des Bloggers ab (sic !); da er in Echtzeit schreiben müsse, habe alles Geschriebene unvermeidlich eine persönliche Einfärbung. Dadurch entstünde aber auch ein persönliches Band zwischen Blogger und seinen Lesern, was man durchaus als „Freundschaft“ bezeichnen könne. (S. 110)


Sullivan gibt dann einen Überblick über den Entwicklungsstand heutiger blogs. Neben so „kleinen Klitschen“, wie es meine Seite sein dürfte, ganz privat betrieben und ohne offizielleren Anspruch (das war übrigens m e i n Zitat!), gibt es mittlerweile eine Reihe sehr großer blogs, die eine hohe Verbreitung und offenbar auch einen hohen Anspruch haben. Hinter ihnen stehen mittlerweile richtige Wissensdatenbänke, sie werden als „Gemeinschaftsunternehmen“ zwischen Hauptverantwortlichen, Helfern und all den Nutzern, die aber durch ihre Rückmeldungen ebenfalls zum Gelingen beitragen, geführt. Er gibt dafür mehrere Beispiele aus dem Amerikanischen Raum. (S. 111 – 112)


Zur Einordnung des Bloggens noch ein kurzer Ausflug in die Philosophie: Das Bloggen habe einen postmodernen Charakter. Der Blogger mische immer neue Quellen zusammen. Dadurch habe sein Wirken die gleichen Mängel wie die Postmoderne, nämlich das Unvermögen, sichere Wahrheiten und dauerhafte Perspektiven zu liefern. (S. 113)


In keinem Falle wolle er Bloggen und herkömmliche Texte gegeneinander ausspielen. Immerhin bewege er sich selbst in beiden Bereichen. Blogger und Autoren ergänzten einander, so wie auch blogs und klassische Texte.

Um dies nachvollziehbarer zu machen, wendet Sullivan einen schönen Vergleich an, um das Verhältnis von Printmedien und Blogs auf den Punkt zu bringen:


Der Jazz, um auf eine nahe liegende Analogie zurückzugreifen, wurde viel später Teil unserer Kultur als die nach festen Regeln komponierte Musik. Aber er hat sie nicht ersetzt, und kein Jazzmusiker würde jemals behaupten, dass der Jazz sie ersetzen könne. Jazz verlangt nur eine andere Art, Musik zu machen und zu hören, so wie Bloggen eine andere Art des Schreibens und Lesens darstellt. Jazz und Bloggen sind unmittelbar, improvisiert und individuell – aber zugleich ihrem Wesen nach ein gemeinschaftliches Unternehmen. Und das Publikum redet bei beiden. (S. 114)


Jedes Medium habe seine berechtigte Funktion, man dürfe sie nur nicht miteinander verwechseln. Das Bloggen sei wie eine Art Musik, die Beteiligung verlange, nicht Vertiefung. Gedrucktes hingegen führe eher zu einer entspannteren und nachdenklicheren Reaktion. In keiner Weise aber würde das Bloggen herkömmliche Texte verdrängen, eher im Gegenteil „einen Hunger und ein Verlangen nach traditionellen Texten [aufzeigen], die im Zeitalter der Dominanz des Fernsehens im Schwinden begriffen schienen.“ (S. 114)


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Dies sind aufschlussreiche Ausführungen, aber einiges klammert der Autor aus, was mich besonders interessiert hätte:


Alles, was Sullivan beschreibt, klingt so, als hätten sämtliche Akteure an diesem Geschehen unbegrenzt Zeit und vor allem auch ausreichend Geld (wie ich vielleicht als zukünftiger Rentner …, sorry, das sollte eigentlich ein Witz sein, der mir aber wohl daneben gegangen ist), um sorgenfrei nichts anderes zu tun als zu bloggen. Wie das?


Da Bloggen seine Hauptbeschäftigung zu sein scheint, er sogar noch Helfer benötigt, das nötige/mögliche Wissen herbeizuschaffen und zu sortieren, gleichzeitig aber die Nutzung von Blogs gratis ist, also seinen Schreibern kein Honorar einbringt, muss er eine andere Finanzierungsquelle haben, die er aber verschweigt. Im Regelfall macht Geld abhängig: sofern man nicht von seinen Zinsen leben kann, von seinem Arbeitgeber oder Sponsor. Und die wollen doch meistens irgendwie auch Einfluss nehmen auf das, was da geschrieben wird…


Und wie sieht es bei den Nutzern aus? Bei der von Sullivan beschriebenen Intensität der Auseinandersetzung zwischen dem Blogger und seinen Lesern, die offenbar aber auch noch auf anderen blogs unterwegs sind, müssten diese wenigstens ihre gesamte Freizeit nur vor dem Computer verbringen, wenn das überhaupt ausreicht. Oder sind sie hauptamtliche Leser? Wie geht das alles zusammen?


Oder liegt alles nur daran, dass ich als „alter Dinosaurier“ eben unendlich langsam bin und die jungen Leute heute alles in einem zügigeren Tempo locker erledigen können? Aber selbst dann: kann man das noch alles wirklich innerlich verarbeiten und bewerten?


Puh, mit diesem Beitrag habe ich einiges erlitten, was Sullivan beschrieben hatte: Durch meine Ankündigung, seinen Essay darzustellen und zu kommentieren, habe ich – so öffentlich, wie es mein blog sein mag – Erwartungen in die Welt gesetzt, die ich in irgendeiner Weise erfüllen musste, wollte ich nicht wortbrüchig werden (oder den entsprechenden Satz aus meinem letzten blog löschen, das hätte ich aber nur im äußersten Notfall getan und mir selbst eher übel genommen). Eigene Gedanken zu formulieren, sich auch über eine „kleine Spitze“ zu freuen, die ich hineinkomponiert habe, ist unendlich viel einfacher und irgendwo auch befriedigender, als die „Kärrnerarbeit“ auf sich zu nehmen, möglichst korrekt die Gedanken eines Anderen wiederzugeben. Das ist dann schon richtig „Arbeit“, das andere eher ein Vergnügen. Aber durch solche Arbeit (in meiner Freizeit! dadurch erhält Arbeit einen anderen Charakter als im geldabhängigen Arbeitsleben!) lerne ich etwas dazu, fühle mich kompetenter und tue es deshalb auch gern.

Mittwoch, 25. März 2009

Warum ich blogge

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Ein guter Freund von mir reagierte eher skeptisch und reserviert, als er von mir erfuhr, dass ich jetzt im Internet meinen eigenen blog führe, und das auch noch ziemlich unverschlüsselt unter meinem erkennbaren wirklichen Namen. Mehrere Verwandte äußerten sich ähnlich, ob dies nicht viel zu gefährlich sei und ich nicht Missbrauch bzw. anonyme Belästigungen regelrecht herausfordere.

Vielleicht bin ich sehr naiv. Aber ich veröffentliche nichts, was den Verfassungsschutz interessieren könnte (denke ich jedenfalls), gebe meine Kontonummer und meinen Kontostand nicht preis, halte mich zurück mit Angaben über meine frühere Arbeitsstelle, stelle andere Menschen nicht bloß und zitiere nicht aus den Therapieaufzeichnungen meines Psychoanalytikers über mich. Aber ich bin freizügig mit meiner Meinung über viele Ereignisse und Themen, die sich beim Schreiben oft erst richtig herausbildet!

Ich möchte aber noch weiteren Einwänden gegen das Bloggen entgegentreten: Dass meine Äußerungen Nahrung für irgendeinen „Klatsch“ über mich – und meine Familie – sein könnten, kann ich mir am wenigsten vorstellen. Ich bin keine Person irgendeines größeren öffentlichen Interesses, wer sollte daran viel Gefallen finden. Außerdem „chatte“ ich nicht in irgendwelchen Seiten/Räumen, in denen andere Teilnehmer pöbelhafte Kommentare schreiben, wie es über Jugendliche in der letzten Zeit ruchbar wurde. (Z.Zt. gibt es wohl Bemühungen, die Seitenbetreiber dazu zu verpflichten, dies zu unterbinden.)

Ich möchte mich jetzt aber auch inhaltlich mit dem Bloggen auseinandersetzten. Mein Freund lieferte mir dabei intellektuelles Rüstzeug für unsere weitere Diskussion über die Sinnhaftigkeit des Bloggens. Er hatte für mich nämlich den wertvollen Hinweis auf den folgenden Artikel:

Andrew Sullivan: Warum ich blogge. – In: Merkur. Deutsche Zeitschrift für europäisches Denken. 63. Jahrgang, Heft 2, Februar 2009. S. 103 – 114.

Sullivan hat als Journalist das Bloggen als eine neue Form entdeckt, in der er im „Eigenverlag“ seine Texte unmittelbar und in ständigem Kontakt zu seinen Lesern veröffentlichen kann. Über Chancen und Gefahren äußert er sich ausführlich in diesem Essay. Wobei man pikanter Weise sagen muss, dass ein Essay halt eine ganz traditionelle Schreibform eines Journalisten/Schriftstellers ist. Sullivan sieht aber „neues“ und „altes“ Schreiben (Printmedien und Blogs) nicht als Gegensätze, sondern als Ergänzungen. [Ich möchte diesen Essay noch genauer vorstellen. An dieser Stelle hier würde das aber den Rahmen sprengen, da es heute mehr um meine Vorstellungen des Bloggens geht. Ich vertage dieses Vorhaben deshalb auf meinen Folge-Blog!]

Das sind alles hochinteressante Ideen! Aber sie kommen wohl doch aus einer anderen „Welt“ als meiner. Ich bin kein „Profi“ wie Andrew Sullivan, der ja eindeutig aus der Journalistik stammt, aus ihr seinen speziellen Blickwinkel bezieht und Maßstäbe für das Bloggen entwickelt. Meine Beweggründe fürs Schreiben sind viel privater, was sich an der entsprechend niedrigeren „Einschaltquote“ bemerkbar macht.

So wirken bei mir hauptsächlich andere Gesetzmäßigkeiten. Nach allem, was ich darüber gehört habe (ohne viel darüber zu lesen), sehe ich eher Verbindungen mit dem „therapeutischen bzw. kreativen Schreiben“. D.h. inneren Gedankengängen einen Ausdruck zu verleihen, konflikthaftes Erleben zu bearbeiten und günstigenfalls sogar abzuschließen, den eigenen Standort zu erkunden, sich auch für schöne sprachliche Ausdrucksmöglichkeiten zu begeistern, mal mit ihnen zu spielen – und, wenn alles klappt, auch noch andere Menschen zu finden, die bereit sind, das alles zu lesen und vielleicht sogar eine Rückmeldung zu geben.

Besonders der Prozess des Nachdenkens und allmählichen Formulierens ist es, den ich am Bloggen, meiner derzeitigen Form des Schreibens, so schätze. Mir fällt in diesem Zusammenhang der berühmte Aufsatz von Heinrich von Kleist „Über die allmähliche Verfertigung der Gedanken beim Reden“ ein, wobei ich mein Bloggen als inneres Reden zu möglichen Adressaten auffasse.

Die „therapeutische“ Seite des Bloggens bei mir kann ich noch verdeutlichen: Vor 25 Jahren schrieb ich für die Zeitung meiner damaligen Therapie- und Ausbildungsgruppe häufiger kleine Artikel über psychologische Themen, bei denen ich erstmals die heilsame Kraft des Schreibens für mich entdeckte. Die Themen faszinierten mich, ich vertiefte mich intensiv in Hintergründe und ging solange mit der Fragestellung „schwanger“, bis die Worte in meinem Kopf endlich geburtsreif waren und ich den Text, manchmal in einem Stück, aufschreiben konnte. Dabei spürte ich mich selbst intensiv (was mir sonst nicht ohne weiteres so gut gelang), fühlte mich identisch mit meinem „Produkt“, auf das ich stolz war (wiederum eher im Gegensatz zu meinen Gefühlen gegenüber sonstigen Leistungen und Erlebnissen) und bekam auch häufiger positive Rückmeldungen, denn meine Texte waren qualitativ meistens gut! Das spürte ich selbst, denn ohne dieses „Gütesiegel“ hätte ich sie gar nicht aus meinem Kopf herausgelassen. Schreiben als mein Medium! Vielleicht ist es ähnlich dem Schaffensprozess eines Künstlers (oder begabten Laien), der Figuren aus Ton modelliert, Bilder malt, in besonderer Weise fotografiert u.a. Alle Betroffenen dürften ein besonderes persönliches Verhältnis zu ihren Werken haben, sich in ihnen widerspiegeln und spüren! Eine ideale Form der Selbstbestätigung, denn ich möchte behaupten, dass diese Enthusiasten für ihr eigenes Werk einen inneren Maßstab haben, der ihnen – unabhängig vom Beifall der Außenwelt – sagt, ob ihnen ihr Werk gelungen ist oder nicht.

An diese alten Erfahrungen mit dem Schreiben von Artikeln kann ich jetzt, wenn mir die Texte gelingen, beim Bloggen anknüpfen. Dazu bin ich völlig unabhängig, muss keinen Redakteur mehr überzeugen, keine Termine und Zeilenvorgaben erfüllen. Ideal! (Ich habe nur meinen eigenen Anspruch im Nacken …)

Natürlich gibt es auch noch andere Texte auf meinem blog, speziell wenn ich mich gewerkschaftlich/politisch engagiere und einfach bestimmte Inhalte mitteilen oder festhalten möchte. Aber selbst diese Texte enthalten „Herzblut“ und sind nicht rein sachlich.

Sonntag, 22. März 2009

Kritik an Ver.di-Publik 3/09

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Am 6.-8. März fand in Berlin der große Attac-Kongress zum Thema "Kapitalismus am Ende?" statt, große Demonstrationen von Attac und unterstützenden Organisationen am 28.3. einerseits und vom DGB am 16.5.09 andererseits sind geplant - und in der neuen Zeitung von Ver.di steht n i c h t s davon drin. Das hat mich so verärgert, dass ich heute einen Leserbrief an die Redaktion von Ver.di-Publik geschrieben habe:


Liebe Publik-Redaktion,


ich schreibe Ihnen heute aus einer herben Enttäuschung heraus. Sie beklagen Sich zwar auf der Titelseite der März-Ausgabe angesichts der Weltfinanzkrise „über die da von der anderen Seite, die trotz ihrer Sünden einfach so weitermachen“ – und die diesen Artikel sicherlich nicht zum Anlass nehmen werden, daran etwas zu ändern! Trotz kritischem Ton ist dies nicht mehr als ein eher „weinerlicher“ (Entschuldigung! aber so mutet es mich an) Appell an die Gegenseite, die ganz befriedigt zur Kenntnis nehmen wird, dass sie von deutschen Gewerkschaften, speziell von Ver.di, nichts außer solchen Worten zu befürchten hat. Kein Wort der Stärke, keine Ermutigung für alle Mitglieder, kein Hinweis auf die Gegengewalt, die Ver.di im Verbund mit anderen ausüben kann!! Das finde ich sträflich!!


Und regelrecht falsch ist es angesichts der Ereignisse dieses Monats und weiterer bevorstehender Termine. Anfang des Monats fand immerhin der große Attac-Kongress zum Finanzkapitalismus statt, 2500 Teilnehmer in Berlin, darunter Frank Bsirske und hochrangige Leute aus der IG Metall. Dort wurde zu einer großen Demo am 28.3.2009 in Frankfurt a.M. und Berlin aufgerufen, mit Unterstützung auch von Ver.di-Bezirksverbänden, u.a. dem in Berlin! Und die große DGB-Demo am 16.5.2009 steht auch bevor. Warum nutzen Sie die Zeitung nicht zur rechtzeitigen Mobilisierung zu einer Gegengewalt?? Gerade im Hinblick auf den 16.5. kann das ja auch nicht an überschrittenen Redaktionsfristen liegen. Warum diese große Zahmheit? Hat das andere Hintergründe? Z.B. Rücksichtnahme auf bestimmte Parteien vor der Bundestagswahl, wie als Kommentar auch schon zu lesen war? Das würde mich sehr desillusionieren …


Mit Enttäuschung, denn ich halte etwas von Ver.di


JÜRGEN LÜDER

Mittwoch, 18. März 2009

Meine Lieblingszitate XV

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In meiner Altersteilzeit läuft die Uhr etwas „langsamer“ als zuvor. Es ist für mich deshalb einfacher, an so schönen Eigenschaften wie Gelassenheit und Ruhe zu arbeiten, weil ich mich z.B. schon einmal nicht mehr über alltägliche Ärgernisse im Arbeitsbereich aufregen kann. Also deutlich weniger Stress … Ich will damit aber keinesfalls behaupten, dass Aufregung und Ärger grundsätzlich schlecht sind! Wer sie nicht zumindestens gelegentlich spürt, lebt entweder im Paradies (soll es ja einmal gegeben haben …) oder hat seinen Kopf in den Sand gesteckt und das Anliegen aufgegeben, seine eigene Situation und die seiner Mitmenschen zu verbessern. Aber zuviel ist zuviel! Denn ab einem bestimmten Ausmaß an Ärger wird er unproduktiv und schädigt seinen Besitzer selbst, besonders wenn sich sein Anlass auch noch auf die Vergangenheit bezieht. Dann kann man ihn nämlich hervorragend als „Groll“ pflegen, schlecht träumen und psychosomatische Symptome entwickeln.

Schon vor Jahren habe ich das folgende erhellende Zitat entdeckt, das diese Zusammenhänge sehr schön herausarbeitet: Eine Hilfe, sich auf die Suche nach mehr innerem Frieden zu begeben, wenn man die Aussichtslosigkeit dieses Weges erkannt hat!

Groll mit sich herumzutragen
ist wie das Greifen
nach einem glühenden Stück Kohle –
in der Absicht,
es nach jemandem zu werfen.
Man verbrennt sich dabei nur selbst.

Buddha



Gefunden in:
Peter Lauster: Stark sein in Beziehungskrisen. – Bergisch Gladbach: Gustav Lübbe Vlg. 1997. Leitspruch.

Meine Lieblingszitate XIV

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Einer lieben Freundin verdanke ich das folgende schöne Zitat, das sie mir zusätzlich zu einem Brief auf einer Karte aufgeschrieben hatte. An die ursprüngliche Quelle konnte sie sich allerdings nicht mehr erinnern.


Die Vergangenheit

. ist Geschichte,

Die Zukunft

. ist Geheimnis,

Aber der heutige Tag

. ist ein Geschenk.


Verfasser unbekannt



Diese Aussage erinnert mich sehr an den Text, den ich bereits am 26. Januar 2009 in meinen blog aufgenommen hatte („Meine Lieblingszitate XII"). Vielleicht gefällt er mir deshalb auch in dieser leicht veränderten Fassung so gut. Jedenfalls ein wunderbarer Einstieg für einen neuen Tag – jenseits grauer Gedanken, einfach ermutigend!

Freitag, 6. März 2009

Meine Lieblingszitate XIII

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Ein wundervolles Zitat aus einem Kinderbuch, dabei gilt seine Weisheit ohne jede Einschränkung auch für alle Erwachsenen:


[Das Lied des Sams]

Andre können dich nicht ändern,
ändern musst du dich allein.
Du wirst nie die Andern ändern,
aber du kannst anders sein.

PAUL MAAR



Ich habe dieses Lied immer bewundert, nachdem ich es beim Vorlesen eines „Sams-Buches“ entdeckt hatte. Ob Paul Maar eine therapeutische Ausbildung hat? Jedenfalls hat er äußerst prägnant in kürzester Form formuliert, was so vielen Menschen Bauchschmerzen bereitet, sei es in Bezug auf sich selbst oder als Leiden in unglücklichen Beziehungen. Wer nicht vom „Sams“ lernt, wird nie seine Eigenständigkeit erlangen und vergeblich andere – zu ihrem angeblich Besten! – zu manipulieren versuchen und sich immer wieder eine blutige Nase dabei holen. Alle meine Schüler (Heilerziehungspfleger, Erzieher, Heilpädagogen) haben es sich irgendwann einmal von mir vorlesen lassen müssen, besser als viele Seiten aus einem Lehrbuch der Psychologie oder Pädagogik!

Dabei ist der so geschilderte Zusammenhang vielleicht noch aus einer „vor-systemischen“ Zeit: Zwar werden sich andere Menschen in irgendeiner Form dagegen wehren, wenn ich Druck auf sie ausübe und sie ändern will. Wenn ich aber mein eigenes Verhalten ändere, werden alle Menschen „meines Systems“ in irgendeiner Weise darauf reagieren (müssen) und vielleicht auch etwas ändern, bestenfalls in der erwünschten Richtung, vielleicht.

Quelle: Paul Maar: Ein Sams für Martin Taschenbier. – Hamburg: Friedrich Oetinger Vlg. 1996. Darin S. 94.

Mein Motto für den Monat März 2009

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Auf einer Einladungskarte fand ich diese schöne Aussage, für die ich leider keine Quellenangabe habe:


Damit das Mögliche entsteht,

muss immer wieder das Unmögliche

versucht werden.


HERMANN HESSE